Da hab ich einen Beitrag, geklaut aber extrem wertvoll...
http://www.horrowitz.de/LARP%20Phaenome ... chwohl.htm
Welcher LARPie kennt das nicht... der Tag beginnt einfach typisch für einen Samstag morgen: Die letzte Nacht war scheisse, da man nicht mal einen Fingerhut, geschweige denn eine Mütze Schlaf abgekriegt hat. Der Schädel dröhnt von einer schlecht gezielten Polsterwaffe, und zehn Bier zuviel tun ihr übriges zu einem gepflegten Kater. Die Augenlider hängen in Höhe der Kniekehlen und dieser grauenhafte Geschmack im Mund will auch nach dem Zähneputzen nicht weichen. Doch trotz allem ist man guten Mutes und sucht in den Überresten des Gelages von gestern nach etwas Essbarem und einer dringend benötigten Zigarette. Beides wird nach längerem Stöbern im nicht ganz so sauberen Zelt gefunden, und mit einem Seufzer lässt man sich zwar etwas benebelt aber trotzdem glücklich und zufrieden auf einen versifften, nassen Schemel sinken. Einen Kanten Brot und eine angebrochene Flasche Wein wecken die Lebensgeister, die sich zwar partout dagegen wehren aber schließlich doch unterliegen. Ein fachmännisch prüfender Blick schweift über das Lager, bleibt am SL Zelt hängen und bestätigt einem: 11:00h, die SL schläft: Alles ist gut. Soweit scheint alles in bester Ordnung. Bis...
Ja, bis man plötzlich das nahende Unheil bemerkt. Gut getarnt in Form eines harmlosen, aber bösartigen Schwarzrobenträgers schleicht es heran. Sofort bist Du hellwach. Denn Du weißt genau: Es sucht DICH! Und es wird dich finden! Wo verstecken? Wo Unterschlupf suchen? Unter dem Schemel? Im Zelt? Hinter dem Zelt? Unter dem Zelt? Während dein Körper noch unschlüssig in tausend Richtungen auf einmal eilt, dabei aber nicht vom Fleck kommt, ist es bereits zu spät: Ein unschuldiges "Guten Morgen" zerreißt die Stille, zerschlägt dabei die ein oder andere Gehirnzelle und spielt mit deinen Nerven Ping-Pong. Die Augen zukneifend nuschelst Du ein " m'rgn" in deinen Bart und duckst dich innerlich, weichst zurück vor dem Gespräch, das Dir plötzlich in dein Ohr gedrückt wird.
"War ja mächtig was los gestern...was?" kommt die unvermittelte Frage, der Anfang vom Ende. Ein "Hmmm..." kommt gequält über deine Lippen. Da, der nächste Schwerthieb: "Bist Du InTime?" Nach einem rettenden Ast suchend aber keinen findend: "Och... joh... gleich...mehr oder weniger, äh..."
Da steht er vor Dir. Einer von diesen gutmütigen, offenkundig irgendwie planlosen Leuten, die tatsächlich früh morgens um 11:00h vernünftige Antworten erwarten. Die extra früh ins Bett gegangen sind, weil sie so hoffen einen eventuell in den Morgenstunden vorbeikommenden Plot mit einem Hechtsprung doch noch zu erhaschen. Einer der nicht gemerkt hat das die Spieler mal wieder vom Plot gejagt werden aber schneller sind, und ihn letzte Nacht abgehängt haben. Du willst nur deine Ruhe aber er muss Dir unbedingt erzählen, was er morgens im Wald schon erlebt hat. Und sei es nur, das er den Förster ( ...natürlich verpackt in eine Geschichte a la "Geheimnisvoller Fremder mit großem Zauberstab und lodengrüner Robe" ) auf der Pirsch getroffen hat. Das Leben kann so grausam sein...
Sprachlos und mit weit aufgerissenen Augen musst Du seinen Worten lauschen. Speichel tropft aus deinem Mundwinkel und es ist nur eine Frage von Sekunden bis der erste Schaum vorm Mund auftaucht... Du bist so hilflos, so alleine, gefangen in einem Hagelschauer aus Belanglosigkeit, in einem immer wiederkehrenden Alptraum voller Stumpfsinn und Geistes-Siff.
Aber das ist alles nur halb so schlimm. Denn Du weißt genau was passieren wird, wenn er endlich dein Desinteresse zur Kenntnis nimmt. Und genau das ist es, wovor Du wirklich panische Angst hast: Vor diesem unscheinbaren Satz, voller hirnzerfressender Grausamkeit, nur vergleichbar mit einem Kochkurs, moderiert von Ilona Christen auf Kaisuaheli, der sich im Halbschlaf in deine Gedanken bohrt.
Noch immer unermüdlich plappernd, dabei den Kopf in alle Richtungen drehend nach einem neuen Opfer für seinen geistigen Dünnschiss suchend, beschließt unser Folterknecht dann aufzubrechen, nicht jedoch ohne vorher anzudrohen, später wieder zu kommen. Noch ein letztes Mal nimmt er alle Energie aus seiner Umgebung einem Staubsauger gleich in sich auf, saugt das letzte bisschen Leben aus jedem Grashalm in seinen Körper um alles für die finale Explosion entgültigen Schwachsinns zu sammeln. Langsam, wie in Zeitlupe, öffnet er seinen Mund. und Du siehst wie seine Lippen die Worte formen, die Dir diesen Morgen gründlich versauen werden:
" Gehabt Euch wohl ! "
AAAAHHRRRRRGGHHHHHHH!
"...gehabteuchwohlgehabteuchwohlgehabteuchwohl..." - wie ein Echo rast der Satz deine Gehirnwindungen entlang, schraubt sich in grausamen Spiralen in dein zentrales Nervensystem, zerdeppert alles was ihm in die Quere kommt, mäht Dir das letzte bisschen DNA aus deinem Rückenmark um schlussendlich einer Atombombenexplosion gleich dein Hirn in eine Umlaufbahn um den Mars zu schießen.....
Außer einem verwirrten "Wrglbrmpft !??" kommt nichts mehr über deine Lippen...
Schnitt - Vorhang
Jetzt mal ehrlich. Gibt es etwas schlimmeres als eben diesen Satz??? "Gehabt euch wohl?" WAS ZUM TEUFEL soll man darauf antworten??? Vielleicht "IHR EUCH AUCH?" Oder "Gehabt euch auch wohl?" Oder wie wär's mit (brüllend) "DU KANNST MICH MAL GERN GEHABT WOLLEN, DU BLÖDES LMNfWDhN!!" ??? Kann man mit den Stilmitteln der menschlichen Sprachen in einem Satz NOCH WENIGER ausdrücken? Müsste man nicht die Wände raufgehen, wenn man das hört? Oder sich innerhalb einer Sekunde auf einen Einzeller zurückentwickeln, der den "Wohlwünschenden" mit einem schiefen Grinsen blöd anlächelt???
Tja, wir wissen es nicht. Wir haben es schon so oft gehört und sind immer noch nicht dahinter gekommen, wie man auf diesen Satz reagieren kann oder sollte. Aber zumindest gibt es eine Möglichkeit, den Schmerz in andere Bahnen zu lenken. Eine einzige Möglichkeit, dieser Zwickmühle zu entgehen. Es ist nicht einfach, es ist ziemlich brutal aber es ist die einzige Chance, die man hat um sich seinen Seelenfrieden zu bewahren. Welche das ist? Ganz einfach.
Man muss schneller sein und es zuerst sagen!
In diesem Sinne: Gehabt euch wohl, werter Leser!
