Allgemein bekannt, adelig zu sein, kostet. Es kostet inplay Geld, es kostet Unmengen an EP, es kostet outplay Geld für eine akkurate Ausrüstung, es kostet einiges an Koordination und Aufwand, um ein paar Gefolgsleute zusammenzubekommen, es kostet - zuviel?
Adelige sind, sofern sie gut dargestellt sind, ein hoher Ambientebeitrag. Dieser ist allerdings sehr sehr selten. Wenn ich meine bisherigen Erfahrungen wälze, waren Adelige bisher zum allergrößten Teil
- Hochstapler
- Leute, deren Verhalten einem klar vor Augen führt, warum in der Historie es zu Aufständen gegen den Adel kam
- NSC´s.
Ich muß sagen, es bessert sich gerade. Auf den letzten Cons, die ich bestritten habe, traten mehrere Spieler in Aktion, die die ganzen Mühen auf sich nehmen, um einen ernstzunehmenden Adeligen darzustellen. Ein dickes fettes Lob, denn es ist echt übel, sich für solch eine Rolle zu entscheiden und sie dann auch vernünftig durchzuziehen. Ernstzunehmende Ritter und höhere Ränge stehen allein schon durch ihr Köstum leicht im Rampenlicht. Und wenn sie gut spielen, stellt ihr Gebahren sie noch weit mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie müssen aufrecht und prinzipientreu sein, stolz und dennoch mildtätig, sind sie „guter“ Gesinnung, helfen sie selbstlos und uneigennützig (und sind dementsprechend oft chronisch pleite), sie sind fast mit dem Adel der heutigen Zeit zu vergleichen, denen jeder penibel auf die Finger schaut, wenn sie Mist bauen. „Adel verpflichtet“, sagt man so schön.
Der Dank des Regelwerkes dafür ist hart. Die EP´s und das Geld, das man abzubezahlen hat, addieren sich, je mehr man darstellen will. Gerade die EP-Kosten verhindern nach der Erschaffung des Charakters effektiv, daß die Figur sich fertigkeitstechnisch weiterentwickelt. Ich vermute wahrscheinlich nicht grundlos, daß so mancher sich sagt: „Ich möchte aber Baron sein. Nehm ich es halt. Abbezahlt bekomm ich´s eh wahrscheinlich nicht, vorher geh ich drauf, also egal...“ Aber man darf Reichtum ohne Lehrmeister lernen - na Wahnsinn...
Schaut man sich laut Regelwerk die Privilegien des Adels an, sind die dort aufgeführten Dinge alle korrekt, aber im Spiel hat man einen feuchten Kehricht davon - oder gar weitere Nachteile. Denn kaum jemand, den man mit sowas anspielt, hat davon Ahnung. Das fängt bei Duellforderungen auf´s erste Blut an, bei denen der Kontrahent dann plötzlich seelenruhig in Volldose aufmarschiert, und endet bei unseren lieben eingefleischten Demokraten, die einen Teufel tun, statt sich vor dem König auch nur zu verbeugen.
*seufz*
Ich plädiere hier nicht dafür, Adeligen irgendwie diese Rolle hinterherzuschmeißen, indem man sie mit lauter Vergünstigungen füttert. Die Kosten im Regelwerk, so meine bisherige Annahme, sollten verhindern, daß jeder Hans und Franz sich zum Grafen erklärt - gut so! Lieber habe ich zwei Adelige weniger, weil die Spieler zurückschrecken, als zehn Pappnasen, über deren Benehmen man nur den Kopf schüttelt.
Aber die Kosten sind etwas zu heftig. Leute, die sich da mit Hingabe mit befassen, werden regelrecht abgestraft und beschnitten, was soll das?
Ein hoffentlich konstruktiver Vorschlag:
Bisher sind die EP-Kosten vor allem eine astronomische Abschreckungsmaßnahme, mehr nicht. Zumindest nichts, was tatsächlich ernstzunehmen wäre. Welche Aufgabe nimmt man schon ernst, von der man schon im Vornherein weiß, daß sie nicht zu bewältigen ist? 170 EP für einen Grafen, da kann man auch gleich reinschreiben „Nie“...
Es darf ruhig etwas kosten, sonst schimpft sich halt jeder Ritter, aber es würde meines Erachtens auch reichen:
- Ritter: 5 EP
- Baron: 10 EP
- Graf: 20 EP
und zwar nicht kumulativ. 20 EP sind heftig genug, das überlegt man sich ernsthaft, ob das sein muß. Zudem wäre eine durchaus akzeptable Möglichkeit, daß diese Kosten gleich zu Anfang investiert werden müssen. Damit kann ein Graf zu Anfang zwar fast gar nichts, aber hat er dafür
1. schließlich ein hoffentlich funktionierendes Gefolge, das mit ihm zusammenarbeitet und ihm nicht auf der Nase rumtanzt.
2. danach die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten wie jeder andere Char auch. Fertig.
Welchen Adeligen man dann ernstnehmen kann, weil er gut spielt, und wer nach zwei Cons die Rolle wieder schmeißt, weil er überhaupt nicht beachtet wird, entscheidet ganz schnell und zuverlässig das Spiel, denke ich.
Was mit diesen Kosten nicht mehr hinhauen würde, wäre die Regelung mit dem Pflicht-Reichtum. Da wären aber Spielereien möglich, um das vernünftig anzupassen - ein bißchen Gedankenarbeit sollt ihr ja auch noch tun.
