Der Text vom Klingengift sagt: "Kein Trank, sondern eine Substanz, die, auf einer Klinge aufgetragen,durch einen Treffer direkt in den Körper eingebracht wird. Dort entfaltet
das Gift seine schleichende Wirkung - der Charakter veliert pro Stunde 1 LP. Nach dem ersten Treffer hat sich das Gift auf der Klinge verflüchtigt."
Die Frage ist folgende: Was genau ist dabei ein Treffer? Der "Mentale Hieb" sagt ausdrücklich, dass jeder Kontakt - ein Schwertblock, der Treffer auf einen Ast, irgendwas eben - die "Ladung" auslöst. Wie ist es beim Klingengift? Ist es verbraucht, wenn der Hieb pariert wird? Wenn die Waffe einen Schild trifft? Wenn sie auf Rüstung trifft?
Wird der Hieb geblockt, dann erscheint es auf den ersten Blick irgendwie unsinnig, dadurch das Gift zu verbrauchen. Auch bei einem Schildblock will mir nicht sofort einleuchten, warum dadurch das Gift fort ist. Überhaupt: Als "Treffer" bezeichne ich üblicherweise einen Waffenhieb, der den Körper trifft. Allerdings: Falls die beiden ersten Dinge das Gift nicht verbrauchen, warum sollte dann ein Treffer auf Rüstung das Gift verbrauchen? Stahl bleibt Stahl, Holz bleibt Holz, ob nun an einer Waffe oder einer Rüstung. Es wäre durchaus plausibel, dass Treffer auf Rüstung das Gift nicht verbrauchen. Außer eben, es handelt sich um ein "Technikum" und ist "so gewollt".
Als ich so über das "Klingengift" nachdachte, da kam mir der Gedanke, dass es eigentlich ein recht harmloses Zeug ist. Der naheliegenste Gedanke für den gesunden Menschenverstand ist: Wenn man eine Wundeschlägt (also LP abzieht), dann vergiftet man das Opfer. So weit, so gut. Falls nun aber jeder Treffer das Gift verbraucht, dann ist es nicht sehr leicht, jemanden damit zu erwischen: Selbst wenn ein Block nicht als Treffer zählt, reichen eine Hand voll RP aus, um das Gift zu verbrauchen. Es lassen sich also nur offenkundig ungerüstete damit sinnvoll angreifen. In einer Schlacht ist "Klingengift" also von vernachlässigbarer Bedeutung, und als Mordwerkzeug eignet es sich nicht sehr gut - wer getroffen wird, der merkt das in der Regel auch, und es tötet einfach nicht schnell genug, als dass der Angreifer sich unerkannt davon machen könnte. Ein wichtiger Teil beim morden ist es ja, heimlich und unerkannt zu Werke zu gehen. Dafür ist "Klingengift" herzlich ungeeignet; da könnte man genausogut Schlafgift benutzen und jemanden entwaffnen und dann totprügeln, oder gleich meucheln, oder von vorneherein einfach erschlagen. Das wäre alles billiger, in EP gesprochen. Was mich zu einem weiteren Punkt bringt:
"Segnis Mortis" ist billiger in EP und CP, lässt sich schneller brauen und tötet wesentlich schneller. Es hat dabei sehr viel flexiblere Anwendungsmöglichkeiten, die einem Giftmörder allesamt lieber sein werden als ein rasches Zuschlagen, gefolgt von einem rascheren Weglaufen. "Morsus Mortis" kostet ebensoviele EP und einen CP mehr als "Klingengift", lässt sich schneller brauen und ist sofort tödlich. Und ist ebenfalls gefahrloser einsetzbar als "Klingengift".
Die Möglichkeit, "Klingengift" als eine Art "letzten Gruß" zu verwenden und im Kampf damit Leute zu vergiften, die dann anschließend langsam dahinsiechen, ist wie erwähnt nicht sehr gut anwendbar. Damit ist die Anwendungsmöglichkeit, die wohl den meisten Leuten bei den Worten "Vergiftete Waffe" in den Sinn kommt, praktisch hinfällig.
Jetzt mag man einwenden: "Aber Lars! Man kann sich doch an Leute anschleichen, und man kann die ungerüsteten Heiler und Magier und Späher vergiften, oder den schwer angeschlagenen Krieger!".
Das ist wohl wahr. Aber 8EP und 8CP stehen einfach in keinem Verhältnis dazu. Das sind alles Nischenanwendungen, und kaum eine rechtfertigt den Einsatz eines Giftes, dass nach einem Treffer wieder verbraucht ist. Die Heiler und Magier auf einem Schlachtfeld vergiften? Ja, könnte man machen. Man könnte den ersten Heiler oder den ersten Magier vergiften, den man so trifft. Und dann? Dann kann man ihn auch gleich erschlagen, denn ein ungerüsteter "Supporter" wird nach einem flotten "Zwei, zwei, zwei, zwei!" gewiss zu Boden gehen. Und da das Gift dann auch verbraucht ist, muss man alle anderen ohnehin konventionel ummähen. Ganz ähnlich sieht es aus mit dem angeschlagenen Krieger: Wenn der sowieso seine 20 RP verloren hat, dann macht mein einer Giftschadenspunkt pro Stunde den Kohl nicht fett. Da wäre ein beherztes "Zwei! Zwei! Zwei!" vermutlich wirkungsvoller. Einzig das Anschleichen erscheint als Wirkungsfeld plausibel, aber mal ehrlich: Warum sollte ich ~19 EP ausgeben, zwölf Stunden warten, 8 CP ausgeben und eine Murmelprobe machen, um dann einen einzigen Treffer zu landen, der jemanden vergiftet (und mich dann mit den folgen des anschleichen-und-vergiften herumschlagen) und in etlichen Stunden vielleicht tötet, wenn ich ebenfalls ~22 EP ausgeben kann, um mich anzuschleichen und das Opfer zu meucheln. Das braucht keine 12 Stunden Vorbereitung, das braucht keine CP, das kann ich immer wieder tun.
Zusammengefasst: "Klingengift" ist reichlich nutzlos. Ich weiß, dass es früher anders funktioniert hat, und ich nehme an, dass die Überarbeitung der Silbe "gift" im Namen Rechnung tragen sollte. Da wurde aber eindeutig verschlimmbessert, die Einsatzmöglichkeit dieses Mittels ist rapide gesunken.
Meine Ideen zu einer Verbesserung folgen. Sie sind ungeordnet und fallen mir als Denkansatzpunkte ein. Das sind verschiedene Lösungsstrategien, die als unterschiedliche Wege zum Ziel "Besseres Klingengift" zu verstehen sind.
- EP und CP Kosten senken und Brauzeit verkürzen.
- Wirkungsweise der von "Segnis Mortis" anpassen.
- Das Gift statt für einen Treffer für einen ganzen Kampf wirken lassen. Die Dauer wäre damit ähnlich wie die einiger Zauber, die Wirkung wäre dann ähnlich wie die von Fleischfäule - wer LP verliert, siecht dahin.
- Dem Gift eine ganz andere Wirkung verleihen. Wer vergiftet ist, der zittert und hustet und kann weder zaubern noch "Scharfschütze" und ähnliches verwenden. Das gibt dem Gift andere Anwendungsgebiete.